Manufacturing-X: Datenräume für die Industrie

In den zahlreichen Gesprächen mit Industriepartnern gibt es immer wieder die Frage, was denn eigentlich Datenräume ausmacht und was der Nutzen ist? Was bringt es, Datenräume aufzubauen? Heute tauschen wir doch auch schon Daten aus, warum brauchen wir jetzt noch etwas Neues? Und warum ist das so kompliziert, kann man nicht auch einfach machen, wie das Anlegen einer email-Adresse?

Unsere Kollegen vom Fraunhofer ISST in Dortmund haben schon viel zu Datenräumen veröffentlicht. Aber es bleiben die Fragen aus der industriellen Praxis nach einem ‚Big Picture‘: warum machen wir das alles?

Dazu ist uns folgendes Bild eingefallen:

Mit Manufacturing-X sind wir (Wirtschaft, Wissenschaft, Verbände, Politik) gemeinsam gerade dabei, etwas zu konzipieren und aufzubauen, was ungefähr die Dimension unserer Verkehrsinfrastruktur hat:
– Unser Verkehrsnetz aus Autobahnen, Bundestraßen, Landstraßen, Wegen, Wasserstraßen etc. hat den Charakter der Infrastruktur des Datenraumes, bestehend aus Rechenzentren, Kommunikationswegen, etc. Sie ist sehr kostspielig in der Errichtung und Wartung und bringt erst einmal keinen eigenen Nutzen.
– Die Core Services / Basisdienste sind vergleichbar mit der Ausgabe von Führerscheinen, Fahrzeugkennzeichen oder Eintragungen im Fahreignungsregister („Verkehrssünderkartei“). Sie sind nicht wettbewerbsrelevant und/oder wir nehmen sie als nicht besonders nutzbringend wahr, aber ohne diese ‚Services‘ gibt es keinen sinnvollen Verkehr.
– PKW, LKW, sonstige Fahrzeuge, Fußgänger sind vergleichbar mit den ‚Assets‘, die die Infrastruktur und die Core Services nutzen und die miteinander Daten austauschen, um bestimmte Aufgaben (Dienste) zu übernehmen, die dann den tatsächlichen Nutzen stiften.
– Verkehrsregeln wie Rechtsverkehr, 130 km/h Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn, 100 km/h auf der Landstraße, Ampeln und Verkehrszeichen, etc.. sind vergleichbar mit der Governance des Datenökosystems.
Business Applikationen sind dann die Dienste, die den eigentlichen Nutzen stiften, z.B. mit Oma Einkaufen fahren, Dinge von A nach B transportieren, private oder kommerzielle Taxifahrten, etc..
– Der Datenaustausch zwischen den Assets erfolgt standardisiert und jeder gibt etwas dabei von sich preis: die Hand raushalten am Zebrastreifen und Blickkontakt mit dem anfahrenden Auto, Blinker links setzen zum Überholen, etc. Und: jeder versteht, was die abgesendeten Daten bedeuten. Das ist Interoperabilität. Man könnte auch mit dem Fuß wackeln, um das Überqueren der Straße zu anzuzeigen, aber das verstehen dann nur sehr wenige. Das ist proprietäre Kommunikation.

Natürlich ist das nur ein Vergleich, der wie jeder andere etwas hinkt. Aber es macht deutlich, wie vielschichtig es ist, Datenräume als einen deutschen oder besser: europäischen Weg des Datenaustausches aufzubauen.
Ist der Wunsch nach einfachem Nutzen „wie eine eMail Adresse anlegen“ zumindest jetzt zu Beginn nicht sehr anspruchsvoll, wenn nicht sogar übertrieben? Es muss das Fernziel sein dahinzukommen („Sovereignty by Design“), bis wir da sind gibt es aber noch ein paar Meter zu gehen.

Wie sehen Sie, wie seht ihr diesen Vergleich? Kommentare zu diesem Eintrag gern an olaf.sauer@iosb.fraunhofer.de.


Übersicht der Blogbeiträge zu Manufacturing-X:

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