Gemeinsam mit dem Fraunhofer ICT und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) planen wir ein Innovationszentrum Drohnen und Drohnenabwehr in Karlsruhe, als Teil des Innovationscampus Sicherheit und Verteidigung des Landes Baden-Württemberg.
Nach Vorfällen an der NATO-Außengrenze und fast täglichen Meldungen über nicht identifizierte Minidrohnen über kritischen Infrastrukturen – bis hin zu Flugausfällen – wächst in Europa der Druck, wirksame Detektions- und Abwehrlösungen zu etablieren. Wie positioniert sich das Fraunhofer IOSB? Fragen an Prof. Marc Eichhorn, Direktor Ettlingen und Bereichsleiter Verteidigung.
Herr Professor Eichhorn, was kann das Fraunhofer IOSB hinsichtlich der Bedrohung durch Drohnen beitragen?
Wir sollten zwei Aspekte unterscheiden: Oft fokussiert die Diskussion auf Abwehrmaßnahmen. Zunächst müssen wir aber insbesondere Kleindrohnen überhaupt detektieren, von Vögeln und anderem Flugverkehr unterscheiden und ihre Flugbahnen präzise nachverfolgen. Genau dafür haben wir in früheren Projekten wie MODEAS und ArGUS einen modularen Ansatz aufgebaut: Wir fusionieren Radar, Hochfrequenz und optische Sensorik und können mehrere Bodenstationen für größere Perimeter zusammenschalten. Unsere KI-Klassifikatoren wurden preisgekrönt und erlauben eine robuste Unterscheidung; unser Tracking verfolgt Flugmanöver mittels der PTZ-Telekamera zuverlässig, inklusive erster Gefahreneinschätzung nach Drohnentyp oder Nutzlast.
Was ist der nächste Schritt?
Aktuell steht ein funktionsfähiges Laborsystem für Tests und Demonstrationen bereit. Es ist ein Einzelaufbau, bei dem einige Komponenten am Markt nicht mehr verfügbar sind – ein typisches Los vieler Pioniersysteme. Unser mehrstufiger Plan setzt deshalb beim Neuaufbau an. Ziel ist ein einsatztauglicher »Drohnenrekorder«, wetterrobust und mit Nachtsichtfähigkeit, der Überflüge nicht nur detektiert, sondern rechtssicher dokumentiert.
Die weiteren Stufen schließen dann Abwehr-Maßnahmen mit ein?
Der Plan ist, unsere im Sicherheits- und Verteidigungskontext fest verankerten Kompetenzen in den Bereichen Laser und Optronik zu bündeln und ein Wirklaser-System zu entwickeln, das Minidrohnen ausschalten kann. Zwei Entwicklungsachsen sind zentral. Erstens die hochpräzise Zielverfolgung: Wir wollen demonstrieren, dass wir einen Laserstrahl stabil auf einem Zielpunkt halten können und werden hier neuste Technologien wie Gated-Viewing und Event-Based-Kameras für den Einsatz untersuchen – ein Schlüssel für wirkungsvolle Gegenmaßnahmen. Zweitens die Energieseite: Auf unserem Gelände entsteht derzeit eine mobile Hochenergielaser-Versuchsanlage. Sie erlaubt Untersuchungen zu kohärenter Kopplung, atmosphärischen Einflüssen, Wirkmechanismen und Sicherheit in der 100 kW Laserleistungsklasse. Diese Systemkompetenz lässt sich auch bei der Bekämpfung von kleinen Drohnen mit einigen zehn Kilowatt nutzbar machen. Unser Alleinstellungsmerkmal sind dabei 2 μm-Laser, die verbesserte Augensicherheit gewährleisten, weil Infrarotlicht dieser Wellenlänge nicht ins Auge eindringt – ein unschätzbarer Vorteil bei Einsätzen gerade im zivilen Kontext.
Was braucht es von Politik, Betreibern und Industrie, damit Lösungen schnell verfügbar werden?
Nötig sind beschleunigte Beschaffungspfade, unkomplizierte Rahmenbedingungen für realitätsnahe Tests, etwa an Flughäfen oder bei Energieversorgern, sowie zielgerichtete Förderung und Investition, um aus Laborsystemen robuste Prototypen mit den nötigen Fähigkeiten für einen breiten Einsatz zu machen – inklusive Wetterhärtung, Nachtbetrieb und übergreifender Leitstellenintegration. Als Fraunhofer-Institut sind wir dabei auch auf Partner aus der Industrie angewiesen. Forschungsseitig planen wir – unser Institut gemeinsam mit dem Fraunhofer ICT und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) – ein Innovationszentrum Drohnen und Drohnenabwehr in Karlsruhe, als Teil des Innovationscampus Sicherheit und Verteidigung, den das Land Baden-Württemberg unter Beteiligung vieler Stakeholder an verschiedenen Orten aufbaut. Solche Kooperationslösungen brauchen nun entschlossene Unterstützung von allen Seiten.
Dieses Interview ist dem Newsletter InfOSB, Ausgabe 3/2025, entnommen.
