Vortragender präsentiert vor Publikum zum Thema Datenplattform

[Interview] »Mit der KI-Allianz tragen wir KI in den Mittelstand«

Als Gründungsmitglied und betraut mit wichtigen Teilprojekten, spielt das Fraunhofer IOSB eine zentrale Rolle in der KI-Allianz Baden-Württemberg eG. Das Institut baut ein Ökosystem für nachhaltige KI-Nutzung in der regionalen und nationalen Wirtschaft mit auf und macht seine Expertise potenziellen Kunden unmittelbar zugänglich, erklärt Dr. Thomas Usländer, Business Developer KI-Engineering und zuständiger Projektleiter.

Herr Dr. Usländer, was ist und was will die KI-Allianz Baden-Württemberg?

Die KI-Allianz ist eine Genossenschaft, die von öffentlichen Körperschaften wie Städten und Industrie- und Handelskammern sowie von regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaften getragen und vom Wirtschaftsministerium des Landes unterstützend gefördert wird. Ihr Ziel ist, die Nutzung von KI in die Fläche zu tragen, in die Regionen – in den Mittelstand, der sich bei dem Thema abgehängt fühlt und es vielfach auch ist. Viele Studien zeigen, dass trotz des Hypes nur eine kleine Minderheit der Unternehmen aktiv und nachhaltig KI nutzt. Und da reden wir meistens über die reine Anwendung bestehender KI-Modelle, vor allem großer Sprachmodelle. Was wir dagegen anstreben, ist, KI mit den Kompetenzen unseres Industriestandorts zu verknüpfen, um Herstellungsprozesse und Produkte zu optimieren oder neue Geschäftsmodelle zu erschließen.

Dr. Thomas Usländer (links) hat dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann bei der Hannover Messe 2024 die Pläne der KI-Allianz Baden-Württemberg und weitere Projekte des Fraunhofer IOSB vorgestellt (Foto: KI-Allianz).

Sie leiten in diesem Rahmen zwei Teilvorhaben.

Genau. Bei der »KI-Challenge« geht es um die Herausforderung, KI praktisch als Lösungsansatz zu etablieren und den Weg für nachhaltige KI-basierte Wertschöpfung zu ebnen. Dazu möchten wir die KI-Engineering-Methodik, die wir im Kompetenzzentrum KI-Engineering CC-KING entwickelt haben, auf konkrete Fragestellungen aus den Regionen anwenden. Wir konzipieren gerade zwei- bis dreitägige Workshops, in denen wir solche Themen analysieren und eine Roadmap für eine KI-basierte Lösung entwickeln wollen. Dabei kann es um Produktion, Smart City, Mobilität oder den Gesundheitsbereich gehen. Beim zweiten Teilprojekt »KI-Datenplattform« ist das Ziel, eine Infrastruktur zu schaffen: KI braucht Trainingsdaten. Schon im eigenen Unternehmen ist es oft schwierig, diese aufzutreiben, in einheitlichem Format und ausreichender Qualität. Um auch übergreifende Use Cases zu ermöglichen, die auf Daten verschiedener Akteure basieren, wollen wir einen Marktplatz schaffen, um Datenangebote aus allen möglichen Bereichen und Branchen einheitlich austauschen zu können – kostenlos oder gegen Geld, und nicht nur in Form von Rohdaten, sondern auch schon weiterverarbeitet zu vortrainierten KI-Modellen.

Das Fraunhofer IOSB ist als einzige Forschungseinrichtung selbst Mitglied in der KI-Allianz. Warum?

Wir bringen einfach passgenau, etwa aus CC-KING, die nötigen wissenschaftlichen Kompetenzen mit. Und der Transfer in die Anwendung und in den Mittelstand ist unser zentraler Auftrag als Fraunhofer-Institut. Mit der KI-Allianz gehen wir vor Ort, kommen mit den Unternehmen, Behörden, Kliniken ins Gespräch und können gezielt nachfragen, wo der Schuh drückt. So haben wir die einmalige Chance, die Themen KI-Engineering und Datenräume in die Breite zu tragen und als Institut unsere Unterstützung anzubieten. Gleichzeitig können wir die Brücke zu den großen Datenraum-Initiativen wie Catena-X und Factory-X bauen und Kompatibilität sicherstellen. Denn auch diese Großprojekte kennen wir als aktiv Beteiligte bestens – und wissen daher auch um ihre Probleme, aus sich selbst heraus den Mittelstand zu erreichen.

Dieses Interview ist zuerst im Newsletter InfOSB, Ausgabe 2/2024, erschienen.

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