Die Lieferketten von Produkten wie Autos sind unüberschaubar komplex – und, wie spätestens seit Corona offenbar wurde, fragil. Störungen können einen gewaltigen Impact haben, bis dahin, dass Autohersteller trotz Nachfrage ihre Fabriken stillstehen lassen müssen, weil einzelne Komponenten fehlen.
Resilienz, Nachhaltigkeit, Rückverfolgbarkeit
Solchen Ausfällen entgegenzuwirken, also Lieferketten als Ganzes resilienter zu machen, ist eine der großen Verheißungen, die sich mit einer konsequenten Digitalisierung verbinden. Weitere Potenziale ergeben sich etwa hinsichtlich Nachhaltigkeit, Rückverfolgbarkeit und Kreislaufwirtschaft. Alle diese Potenziale zu heben und dabei trotz globaler Datenschnittstellen das Know-how und die Interessen jedes einzelnen Beteiligten konsequent zu schützen, mit dieser Mission ist Catena-X Automotive Network angetreten.
Erste Ergebnisse des Multi-Millionen-Euro-FuE-Vorhabens, bei dem sich die Großen der (deutschen) Automobilindustrie zusammen mit vielen weiteren Partnern gemeinschaftlich engagieren, hat Catena-X unlängst auf der Hannover Messe 2022 präsentiert. Aus diesem Anlass hat Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck folgendes Video aufgenommen, das Zielsetzung und Chancen von Catena-X anschaulich und verständlich auf den Punkt bringt (und dringend an die vielen KMU in der Zulieferindustrie appelliert, mitzumachen).
Die Rolle des Fraunhofer IOSB in Catena-X
Als Fraunhofer IOSB gestalten wir eine Säule von Catena-X maßgeblich mit. Wir haben die produktionsbezogenen Themen ins Projekt eingebracht, die in Form von drei der insgesamt zehn Use Cases in Catena-X verankert sind:
- Modulare Produktion
- Steuerung und Simulation in Echtzeit
- Manufacturing as a Service (MaaS)
Besonders aktiv wirken wir im Use Case Manufacturing as a Service mit. Hier geht es um Möglichkeiten, Ausfälle in Lieferketten schnell kompensieren zu können, indem man auf andere Produzenten bzw. Produktionskapazitäten ausweicht. Eine zentrale Rolle dabei spielt das von uns entwickelte Smart Factory Web. Es verknüpft umfassende Daten über die Fähigkeiten und aktuelle Auslastung von Betrieben und ihren Fabriken und schafft so einen Marktplatz für Produktionskapazitäten, auf dem sich schnell Ersatz für temporär ausfallende Lieferquellen finden lässt.
Smart Factory Web: Brücken bauen zwischen IIoT, I4.0 und IDS
Das Smart Factory Web haben wir am Fraunhofer IOSB mit unterschiedlichen Partnern über Jahre hinweg entwickelt – immer unter Priorisierung offener Standards (wie OPC UA und AutomationML) und bewusster Wahrung der Datensouveränität. Dabei haben wir schon lange darauf gesetzt, Brücken zu bauen zwischen unterschiedlichen Paradigmen gemeinschaftlicher und offener Digitalisierung von Produktion und Lieferketten: als Testbed des IIC (Industry IoT Consortium, früher Industrial Internet Consortium), aber auch mit enger Verbindung zur Plattform Industrie 4.0 und unter Nutzung der Technologien der International Data Spaces Association.
Wie sich das Smart Factory Web nun in den Use Case MaaS integriert, zeigt ein Foliensatz von Catena-X.