Unter den Anfang 2025 überarbeiteten Geschäftsfeldern des Fraunhofer IOSB sticht eines durch seinen völlig neu klingenden Namen hervor: »Advanced Sensing«. Trotzdem hat auch dieses Geschäftsfeld einen Vorgänger, nämlich »Inspektion und Optronische Systeme«, das wiederum aus dem Geschäftsfeld »Inspektion und Sichtprüfung« hervorging. Was gleich bleibt und was neu in den Fokus rückt, erläutert Dirk vom Stein, der ebenfalls neue Business Developer des Geschäftsfelds.
Herr vom Stein, Themen wie Sichtprüfung und automatisierte Qualitätskontrolle sind seit Langem mit dem Fraunhofer IOSB verbunden. Ist »Advanced Sensing« nur alter Wein in neuen Schläuchen?
Nein, das kann man so nicht sagen, auch wenn wir vielen Themen natürlich treu bleiben – übrigens auch dem Thema Wein(bau). Wir als Fraunhofer haben den Anspruch, Fortschritt mitzugestalten, und dieser ist eben immer auch mit Veränderung verbunden. So entstand das Geschäftsfeld »Inspektion und Sichtprüfung « in Folge der Fusion des Fraunhofer IITB und des FGAN FOM im Jahr 2010, um sowohl eine abteilungsübergreifende Zusammenarbeit als auch einen gemeinsamen Außenauftritt zu fördern. 2018 wurde daraus »Inspektion und Optronische Systeme«, um auf eine breitere Aufstellung hinzuweisen. Der neue Name »Advanced Sensing« signalisiert eine noch umfassendere Aufstellung. Einerseits verweist er auf ganz neue Ansätze für Sensortechnologien – beispielsweise im Bereich Computational Imaging – die bei der Entstehung des Fraunhofer IOSB kaum absehbar waren. Andererseits möchten wir damit noch stärker die Marktorientierung betonen mit dem Ziel, mehr Geschäft im Industriesektor zu generieren, weshalb auch die Position der Business Developer neu ausgeprägt wurde.
Wir Business Developer sind abteilungsübergreifend für die Industriekontakte des Geschäftsfelds
zuständig. Wir pflegen Kundenbeziehungen und beobachten den Markt, um aktuelle Trends zu identifizieren, daraus Lösungsangebote zu erstellen und letztlich passende Projekte zu akquirieren. Mittel- und langfristig geht es darum, unsere Leistungen strategisch weiterzuentwickeln. Außerdem sorgen wir für eine gute Sichtbarkeit des Instituts in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.
Was ist der USP des Geschäftsfelds?
Die beteiligten Abteilungen beherrschen die komplette »Verwertungskette Licht«, von der zugrundeliegenden Physik (Lichtquellen, Optik, Sensorik) über die Auswertung (klassische modellbasierte Ansätze ebenso wie KI-gestützt) bis hin zu Planung und Bau industrietauglicher Prototypen. Insbesondere im Bereich der Bildgewinnung haben wir eine breite Expertise zu einer Vielzahl von Verfahren in den verschiedenen Spektralbereichen. Stark sind wir auch in der Kombination verschiedenster Sensoren (multimodale Sensorik), deren Zusammenwirken ein herausragendes ganzheitliches Ergebnis ermöglicht. Beispielsweise haben wir es im Projekt AutoInspect geschafft, unterschiedlichste Oberflächenmerkmale einer Autokarosserie nahezu vollflächig zu erfassen und in einem konsistenten Datensatz zusammenzuführen.
Welche Branchen adressieren Sie mit Ihren Themen?
Unsere Techniken und Verfahren dienen der kontaktlosen bzw. distanten Detektion, Charakterisierung, Vermessung und Qualitätskontrolle. Das hat Anwendungen in allen Bereichen der industriellen Fertigung (z. B. Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt, Elektroindustrie, chemische Industrie). Aber auch in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Lebensmittelhandel gibt es vielfältige Einsatzmöglichkeiten, wobei hier zusätzliche Herausforderungen entstehen, da die Umgebungsbedingungen deutlich variabler sowie kaum beeinflussbar sind und die interessierenden Objekte größere Schwankungen aufweisen.
Hier geht es zur Webseite des Geschäftsfelds Advanced Sensing.
Dieses Interview ist zuerst im Newsletter InfOSB, Ausgabe 2/2025, erschienen.
