Welche Chancen bringen Digitalisierung, Industrie 4.0 und künstliche Intelligenz (KI) für den Wirtschaftsstandort Deutschland? Wie liegt der Industriestandort D bei Digitalisierung, KI & Co. im Rennen? Und wie kann Deutschland die Marke „Made in Germany“ zu einem Erfolgsmodell des digitalen Wandels machen? Das hat der VDE seine 1300 Mitgliedsunternehmen und Hochschulen der Elektro- und Informationstechnik gefragt.
Ergebnis der Befragung: Zu wenig Investments und fehlende Experten bremsen Deutschland in KI aus.
Die Antwort des VDE Tec Reports 2019 ist klar und deutlich. 64 Prozent sehen in Industrie 4.0 und im Trend weg von der unspezifischen Massenproduktion hin zur individualisierten Großserienfertigung („mass customization“) die Chance zum „Re-Shoring“ der Wettbewerbsfähigkeit, Arbeitsplätze und Attraktivität der Marke „Made in Germany“. Die Hälfte (51 Prozent) erkennt in der Digitalisierung besonders für mittelständische Unternehmen vielversprechende Potenziale. Allerdings hinkt Deutschland der Weltspitze – allen voran Ostasien und USA – in der Königsdisziplin KI hinterher. Es fehlt hierzulande an Investments, Infrastruktur und vor allem an Experten-Know-how. Dabei zeigen sich 65 Prozent der Befragten überzeugt, dass die digitale Transformation die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts stärkt. Um diese Chancen zu nutzen und die Marke „Made in Germany“ zu altem Glanz zu verhelfen, muss jedoch jetzt an verschiedenen Stellschrauben gedreht werden, allen voran an der Innovations-Exzellenz, der Mikroelektronik – gerade im Segment intelligenter Sensoriksysteme – und dem Mobilfunkstandard 5G.
Aktuell haben die USA, dicht gefolgt von China und Japan, die Nase vorn beim Thema KI. Jeweils sechs von zehn Befragten erwarten die Implementierung industrieller KI in China und in den USA bis 2025, in Deutschland sieht die Mehrheit eine spätere Umsetzung. Für 71 Prozent der Unternehmen ist Bremsfaktor Nummer 1 am Standort Deutschland das mangelnde Wissen in KI, gefolgt vom Fachkräftemangel und gesetzlichen Hürden (knapp 50 Prozent). Die Hochschulen plagen ebenfalls der Fachkräftemangel (67 Prozent), mangelndes Know-how und fehlendes Budget (je 53 Prozent). 59 Prozent der Unternehmen und jede zweite Hochschule sind überzeugt, dass in Deutschland und Europa, im Vergleich zu den USA und China, nicht genügend Mittel für die Umsetzung revolutionärer technischer Veränderungen bereitgestellt werden. Beim Innovationsranking Industrie 4.0 haben die asiatischen Wettbewerber (China, Japan, Südkorea) zum Teil deutlich die Nase vorn. Deutschland landet nur im Mittelfeld dieser tabellarischen Übersicht, Europa bildet das Schlusslicht.
Quelle und weitere Informationen: https://www.vde.com/de/presse/pressemitteilungen/deutschland-bei-ki-ausgebremst und https://shop.vde.com/de/vde-tec-report-2019-industrielle-ki-die-naechste-stufe-der-industrialisierung.
Unsere Meinung zu dieser und ähnlichen Umfragen: Die Innensicht ist schlechter als die Außensicht. Viele Länder schauen auf Deutschland, seine Forschungseinrichtungen und die Unternehmen des Mittelstandes. Wenn wir uns auf unsere Stärken konzentrieren, nämlich Komponenten, Maschinen, Anlagen, Produktionssysteme, Mikroelektronik und eingebettete Systeme, industrielle Software, etc., dann können wir im Wettbewerb die Nase vorn haben. Im Industriellen Internet der Dinge (IIoT) verstehen deutsche Unternehmen und Forschungseinrichtungen die ‚Dinge‘ wie sonst niemand weltweit. Der Zugang zu den Daten aus Maschinen, Anlagen und industrieller Automatisierung ist für Google und Co. viel zu kompliziert – hier liegt unsere einmalige Chance. Schluss mit dem Schlechtreden der deutschen Position.
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