[Interview] Als Gastwissenschaftler*in ans Fraunhofer IOSB

Das Fraunhofer IOSB nimmt immer wieder Gastwissenschaftler*innen aus aller Welt auf. Besonders am Standort Ettlingen, in der Gruppe Adaptive Optik, weht internationaler Wind: Hier haben in den vergangenen Jahren insgesamt sechs Gastwissenschaftler*innen für längere Zeit geforscht. Die Gäste kamen aus den USA, Australien, Kanada, Italien und Spanien. Der Leiter der Gruppe, Dr. Szymon Gladysz, gibt im Interview einen Einblick in seine Erfahrungen.

Auf welchen Wegen können Gastwissenschaftler*innen ans Fraunhofer IOSB kommen?

Wer als Gastwissenschaftler*in am Fraunhofer IOSB forschen möchte, muss sich immer initiativ bewerben, da keine eigenständige Stelle dafür vorgesehen ist. Wer mit dem Gedanken spielt, kann einfach informell Kontakt mit der entsprechenden wissenschaftlichen Abteilung aufnehmen, die Ansprechpartner*innen findet man auf unserer Website.

Üblich ist, dass es sich um Forschende im ersten oder zweiten Postdoc-Jahr handelt oder um Professor*innen, die im Rahmen eines Sabbatjahres ans Fraunhofer IOSB kommen. Besonders beliebt war in der Vergangenheit ein Aufenthalt über das ERCIM-Stipendium, bei dem ein einjähriger Forschungsaufenthalt bei einem Mitgliedsinstitut im Ausland finanziert wird.

Was sind die Vorteile eines solchen Forschungsaufenthalts als internationale*r Gastwissenschaftler*in?

Generell ist interkulturelle Begegnung natürlich für alle eine große Bereicherung – nicht nur wissenschaftlich. Es bringt auch über die Arbeit hinaus viel Freude, neue kulinarische Eindrücke und internationale Freundschaften. Nun ist meine Gruppe ohnehin ziemlich international, auch wenn man nur die regulär hier arbeitenden Kolleg*innen betrachtet. Aber diese sind in der Regel in langfristigen Projekten gebunden, haben Industrieprojekte oder arbeiten an ihrer Promotion. Damit unterliegen sie, bei aller Freiheit was Forschung und Veröffentlichungen angeht, gewissen Fristen und Meilensteinen. Gastwissenschaftler*innen dagegen dürfen weitestgehend frei forschen und sind von der Projektarbeit befreit. Das heißt, sie können den verrücktesten Ideen nachgehen und natürlich auch veröffentlichen.

Aus der Mischung unterschiedlicher Erfahrungen, Perspektiven und verschiedener Arbeitsweisen, die die Menschen mitbringen, entstehen wirklich großartige Möglichkeiten – von denen auch wir als Gastgeber profitieren. Bei Langzeitprojekten tut man sich manchmal schwer, den Tunnelblick loszuwerden, da kann eine andere Sicht hilfreiche Impulse bringen. So tut sich durch die Expertise der Gastwissenschaftler*innen oft eine neue Perspektive auf, die auch zu neuen Ansätzen in unserer Forschung führen kann.

Gibt es eine Erfahrung, an die Sie sich besonders gerne erinnern?

An zwei Dinge erinnere ich mich besonders gerne: Die erste Erinnerung ist von Ende 2019, kurz vor Beginn der Corona-Pandemie. Unsere Gastwissenschaftlerin Melissa Beason, von der University of Central Florida, hat für unsere ganze Gruppe und alle Freunde, die sie in den 12 Monaten hier kennengelernt hat, ein Thanksgiving-Fest organisiert. Insgesamt waren Menschen aus über 10 Ländern eingeladen, von denen jede*r ein Essen aus der Heimat mitgebracht hat. Das war mein erstes Thanksgiving-Dinner!

Die zweite Erinnerung ist mit Professor Lambert aus Australien verbunden. Als »Hands-on-Professor« war er sehr glücklich darüber, dass er endlich im Labor zupacken konnte. Während seiner Zeit bei uns hat er den Laserlink zwischen Karlsruhe und dem Standort in Ettlingen aufgebaut. Für die Installation war er tagelang in der Kälte und bei Regen auf dem Dach, weil es ihm so viel Spaß gemacht hat.

Die Fragen stellte Leonie Apostel.

(You can read this interview in English, too.)

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